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Theater macht Politik

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Monat

Dezember 2017

Revolution schafft neues Theater

Das gute alte Theater hatte sich mit immer neuen Moden und Manien auffrischen wollen, hatte allerlei Autoren-Attitüden, Musicals und Oper-etten, Performances sowie Textflächen und interaktive Ereignisse mit Geflüchteten und Obdachlosen inszeniert, um sich von den eigenen Wurzeln abzulenken.

Griechische Chöre hatte man, wie auch alle Arten der Brecht-Wieder-Aufführungen reichlich benutzt, aber ein Theater des Dialoges werden, das ging nicht.

So lange die moralische Anstalt meint, eine höhere Aufgabe zu bekleiden, ausgestattet mit hohen Leitenden und überhöhten Kritiken, eigenem Kauderwelsch und einer Art, die alles besser durchdacht haben muss, als andere …

kurz, die alte Lehrer-Attitüde, die Besser-wisserei, macht leider lern-unfähig, wie die alte Wiederholung in der Politik, von der man sich längst wieder abhängig gemacht hatte.

Befreiungs-Bewegungen beginnen nicht im Besitz-Stand

sondern von unten, in Armut und Unruhe, aus Unrecht und Verletzung. Deswegen braucht es auch immer etwas Vorsicht: Was ist die Traumatisierung, die uns vom Traum trennt, was und wem kann ich glauben, trauen, oder verletzen wir uns untereinander in der schlimmen Situation um so gnadenloser?

Es gibt immer Zwischenstufen,

und die Menschen, die durch alle Bereiche streifen und wechseln können, und damit auch die Informationen transportieren.

Das Theater hatte früher auch solche Kontakte, Autoren, Regisseure, die wach genug waren, aber nun werden die Intendanten im internationalen Städte-Vergleich an Interesse der gehobenen Platz-Besitzer-Schicht gemessen …

… und das Theater der Filme und Spiele, Soaps und Games übernimmt die Herrschaft, von Hollywood bis Silicon Valley, doch eine Art des Theater machens ist nicht mehr recht bekannt.

Dabei ist die Kunst des guten Spiele-Programmieren- und -Schreiben genau die gleiche, doch der Material- und Werkzeug-Kasten der zu verarbeitenden Literatur ist noch voll, die Star-Treck-Komposition hat grade noch die Heldenreise aus den Ideen von Joseph Campbell* nachgebaut, die Paul Rebillot in die Art der Gestalt-Therapie verwandelt hat:

Figuren der Literatur und oder Psychologie

Joseph Campbell hatte das Grundmuster aller archaischen Märchen herausgearbeitet, das von Helfern, Herausforderungen, einer Schwelle und Bedrängnissen, Auseinandersetzungen und Hilfen, einem Sieg und der Frage der guten Heimkehr handelt. 

Zuerst wissen wir, dass wir Fähigkeiten und Freunde haben

das wären zuerst die Auftrag-Gebenden der Zukunft, die in Literatur und Umkreisen zu finden sind,

Dann kommt ein Ruf ins Abenteuer

Die Verantwortung für ein ganzes Haus in die Hände eines Ensembles? Das ging doch immer schon schief!

Die Schwelle der Angst: Was hält dich fest?

Theater macht Politik
Werkstatt-Buch

Alle Bedenken werden uns erschlagen.

Du gehst los und kommst in Bedrohungen

Wir hatten die Katastrophen doch voraus gesehen!

Die Auseinandersetzung wird unausweichlich

Kein Mensch mag streitende Figuren?

Theater lebte davon, wenn es nicht Idyllen pflegen wollte.

Der Kampf endet in der Versöhnung

Das hätten wir doch leichter haben können? Eben nicht …

Der gemeinsame Sieg wird gefeiert

Die Revolution war in München schon einmal möglich, friedlich bis zur Ermordung Eisners

Die Heimkehr zeigt die Fähigkeit der Veränderung

Damals konnte die Revolution keinen Sieg feiern, sie wurde von der Hoffmann- und Noske-SPD mit Hilfe von rechten Freikorps tausendfach totgeschlagen und geschossen. Ein Spät-Opfer der kriegerischen Zeit des kaiserlich-preußischen Imperialismus. Die rechte Macht wirkte bis zum „3. Reich“ weiter, bis in den Post-Faschismus der 19500er und 60er Jahre.

Der nächste Turnus 1968

Es waren wenige Figuren, die inspirierend wirkten … und Vorbild-Bewegungen in den USA, Hair und Weathermen, SDS und Bürgerrechts-Bewegungen …

… und eine Theater-Bewegung der Befreiung …

in den 1980ern mit Augusto Boal quer durch’s Land

… mit entscheidenden Impulsen aus dem Süden, inspiriert von Bert Brecht und Erwin Piskator … heute noch als Living Theater in den USA am Werk.

Forumtheater

braucht andere Räume als die Stadttheater: Runde Versammlungsräume, wie wir sie auch für zukünftige demokratische Prozesse brauchen, öffentliche Orte, wie sie die Griechen für ihre Dramen hatten …

Legislatives Theater

kann die Fragen der gemeinschaftlichen Gestaltung von Gemeinde, Stadt und Viertel, aber auch von Länder-Gesetzgebung im europäischen Austausch der Regionen in Bildern erarbeiten:

Wie soll unser neues Einwanderungsgesetz aussehen?

Asylrecht und Arbeits-Migration, Kultur und Wanderung, …

Joseph Campbell*: Der Heros in tausend Gestalten, suhrkamp taschenbuch 424

Simone-Odierna/Fritz-Letsch-Theater-macht-Politik-Forumtheater-nach-Augusto-BoalEin-Werkstattbuch

 

 

Filme mitdenken, Theater machen

Gegründet wurde das Festival in Wien 2008 zum 60-Jahr-Jubiläum der Deklaration der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die Idee war es dabei, durch Filme das Bewusstsein für gesellschaftspolitische Themen und Menschenrechte zu schärfen.

This Human World: Filme für Cineasten und Mitdenker

Heuer findet in Wien zum zehnten Mal das Filmfestival This Human World statt. Die beiden Kuratorinnen Djamila Grandits und Julia Sternthal, die die Festivalleitung letztes Jahr übernommen haben, legen ein ambitioniertes und vielfältiges Programm vor.

Zur Eröffnung wird heute der Film „Weapon of Choice“ gezeigt, in dem die österreichischen Filmemacher Fritz Ofner und Eva Hausberger ein kritisches Porträt der in Österreich entwickelten Glock-Pistole zeichnen. Die Recherchen zu dieser „weltweit begehrten Dienst- und Mordwaffe“ führten sie unter anderem in die USA, den Irak und an den Wörthersee.

Völkermord und Tribunale

Neben vielfältigen aktuellen Menschenrechtsfragen werden auch historische Themen behandelt: So zeigt das Festival erstmalig in Österreich den Dokumentarfilm „Intent to destroy“ des US-amerikanischen Filmemachers Joe Berlinger, der sich mit dem Völkermord an den Armeniern auseinandersetzt und den problematischen Umgang des türkischen Staates mit seinem historischen Erbe behandelt.

Ein weiteres Highlight des Festivals ist die Dokumentation des „Kongo Tribunals“, das von Milo Rau in der Bürgerkriegsstadt Bukavu im Ostkongo sowie in Berlin inszeniert wurde.

Automechanikerinnen in Burkina Faso

Das Festival widmet sich aber nicht nur der Skandalisierung von Menschenrechtsverletzungen, sondern bringt auch ermutigende Beispiele: So porträtiert der Film „Ouaga Girls“ eine Gruppe junger Frauen, die sich in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou als Automechanikerinnen betätigen und sich in einer männlich dominierten Branche behaupten und wechselseitig stärken.

Im Rahmenprogramm wird unter anderem in den AfriPoint im sechsten Wiener Bezirk geladen, wo ein Workshop nach der Methode Augusto Boal stattfindet, der das Theater der Unterdrückten begründet hat.

Ängste und Vorurteile sowie traumatische Erfahrungen sollen abgebaut werden, Menschen mit und ohne Fluchterfahrung kommen zusammen.

Für Cineasten und Mitdenker

This Human World zeigt als renommiertes internationales Menschenrechtsfilmfestival Kontinuität. Die Kuratorinnen wollen laut eigenen Angaben ein Prisma schaffen, das aus cineastischen und diskursiven Erfahrungsräumen besteht.

Durch die enge inhaltliche Kooperation mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte und dessen wissenschaftlichem Leiter Manfred Nowak wird eine hohe wissenschaftliche Expertise gewahrt. This Human World läuft bis zum 10. Dezember und bringt über hundert Filme zur Aufführung.

Mehr dazu in wien.ORF.at

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